Donnerstag, 23. September 2010

18. Etappe (ICE) Lörrach - Göttingen 600km in 5:01h

Leute,
by the way: the winner is: 2. Etappe mit 84 Besuchern ... !!!
(Kenn' ich so viele Menschen ?)

So, habe jetzt wieder eine Steckdose, insofern ist der DL auch noch nicht ganz beendet, denn Steckdosen waren ja neben dem Laufen und Humpeln auch immer ziemlich wichtig gewesen. Heute abend ist dann aber wohl wirklich wieder alles beim Alten, bis halt auf die Tatsache, dass man sich auf diesen trip begeben hat.

Habe in den letzten 2 Stunden hier im Zug erst realisiert, wie entrückt wir doch in den letzten Tagen und Wochen waren. Ich habe ja trotz theoretischer Möglichkeit außer beim Blog keinerlei Kontakt zur Außenwelt aufgenommen, gar nicht künstlich gewollt, sondern irgendwie automatisch. Muss feststellen, dass mir - jedenfalls für diesen Zeitraum - nichts gefehlt hat. Jetzt schwirrt es hier um mich rum mit Attentaten, Atomkraft- und Bahnhofs-Desastern, individuellen Problemen wie Steuererklärungen und ähnlich Existentiellem. Au Backe. Ich will wieder weg. Positiv ausgedrückt: Es war offenbar ein wirklicher Urlaub! 17 Nächte auf Turnhallenböden, 17 Nächte ultra-Schnarcher, 1 Löffel, 1 Gabel, 1 Handtuch, kein eigenes Klo, 1 Tüte mit Dreckwäsche, aus der man nach ca. 8 Tagen die ersten Sachen wieder rausfischte, weil die anderen waren halt inzwischen noch ranziger. Ich habe gut gepackt, nur wenig nicht benutzt, eigentlich nur die ganz warmen Sachen nicht. 17 Tage im Gefühl, dass da draußen einige mitfiebern, aus ganz unterschiedlichen Beweggründen, Läufer und Nicht-Läufer, Freunde, Bekannte, Unbekannte. Hätte ich ohne den Blog nicht doch was vermisst? Was hat uns geeint? Muss ich mal drüber nachdenken, geht aber gerade nicht wirklich, wo sich einige weitere Massen in Mannheim in den Zug quetschen (fährt heute nur dieser?). 17 Tage, die mir rückblickend (Stralsund !?) fast vorkommen wie 17 Wochen. Offenbar bin ich da irgendwann mal 80-90-80km etc. gelaufen!? Warum ging das? 17 Tage, an denen man sich stundenlang ausschließlich mit sich selbst beschäftigen konnte oder musste. Kann ich noch laufen? Will ich noch laufen? Will ich wieder laufen? Will ich weiter als Ultra-Läufer dahinschlurfen oder mir lieber wieder über 10k die Lunge aus dem Hals rennen? (Es ist auf jeden Fall schön, wenn der Schmerz nachlässt). 17 Tage, an denen ich wohl den endgültigen Beweis geführt habe, dass man in Nike Free 3.0 doch laufen darf und kann, habe ca. 70% meiner 780km in den Schluffen abgespult - und die Dinger sind (bis auf den bestialischen Gestank, mit dem ich mir selbst jetzt hier im überfüllten Zug einen gewissen Claim freihalten kann) völlig intakt. 17 Tage, an denen ich doch so häufig wie nie in den letzten 3 Jahren zu einem Lidl-Pseudo-Prinzenrollen-Keks oder - weghören - Käsebrot gegriffen habe (das Scheitern hat dann aber doch nix damit zu tun, bin ich mir intuitiv [lügt nie!] sicher). 17 Tage, die zerfallen sind in a) Aufstehen (was tut mir [nicht] weh?) b) fertig machen (welcher Riegel in welchen Stations-Korb; welche Klamotten?) c ) laufen (wann hab ich ein Viertel, wann die Hälfte, wann sind es noch weniger als 10? was ist der Titel für den Blog heute?) d) ankommen (erst hinlegen oder erst duschen? Wo ist die Steckdose? Ich muss bloggen! Ich muss den Garmin auslesen und laden!) e) futtern (erst Sanna's Salat, dann noch ein paar Füllstoffe obendrauf) f) ablegen (und mit schmerzenden Gliedern meist bis nach Mitternacht rumwälzen).
11 Lauftage, 6 Zwangspausentage. Ohne Witz: Dabeigeblieben und wieder eingestiegen zu sein liegt für mich inzwischen auf einem Niveau mit dem Laufen selbst. Machen nicht viele, das hat seinen Grund. Du leidest halt doppelt. Ich bin deshalb zufrieden, habe auf diesem "Umweg" vielleicht mehr von der Veranstaltung gehabt als beim puren Finishen. Nicht ganz so wichtig, aber beruhigend: Habe aus meiner Sicht keine Fehler gemacht. Weiss nicht, ob ich durchgekommen wäre, wenn ich die ersten 6 Etappen moderater gestaltet hätte. Die Waage zwischen kürzerer, intensiverer Laufzeit und längerer Erholung bzw. längerer, extensiverer Laufzeit und kürzerer Erholung bleibt ein individuelles Rätsel. Man müsste sich schon klonen können und zeitlich parallel beide Versionen durchprobieren, um da Erhellung zu erhalten.

Rüdiger hat gestern bei der Siegerehrung seinen Finisher-Pokal dem Verpflegungsposten-Betreuer Dietrich überreicht und gewidmet. Denn  Dietrich war es Rüdiger's Auffassung nach, der ihn am 8. Tag im Rennen gehalten hat, in dem er, als Rüdiger schon im Auto saß und auf seinen Abtransport wartetet, mit dem Losfahren so lange getrödelt hatte, bis es Rüdiger halt zu blöd, kalt, irgendwas wurde und er wieder ausstieg und weiterlief (und wie!)
Euch kann ich zwar keinen Pokal überreichen, höchstens ein echt drolliges Schwarzwald-Püpperl, was gestern u.a. im Ehrungs-Beutel war, aber danke möchte ich schon sagen für alle Anmerkungen und Ermutigungen. Es hat mir viel Freude gemacht und gehört untrennbar zu "meinem" DL !

Worauf ich mich jetzt freue:
meine Badewanne
mein Bett
die Waschmaschine
mit Leuten quatschen, die hochdeutsch sprechen
das W(orld) C(offee) (für den sado-maso-trip)

nicht mehr für den DL trainieren zu müssen
das Gefühl, wieder laufen zu wollen

Also, das war's. Jedenfalls bis auf weiteres!
aschu

P.S. ich geh jetzt auch wieder ans handy, vielleicht ...

1 Kommentar:

  1. Willkommen zu Hause! Ich hole Euch so gegen 23.30 Uhr zu einem gemütlichen 90 Minuten Stirnlampenlauf ab!f.

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