Donnerstag, 23. September 2010

18. Etappe (ICE) Lörrach - Göttingen 600km in 5:01h

Leute,
by the way: the winner is: 2. Etappe mit 84 Besuchern ... !!!
(Kenn' ich so viele Menschen ?)

So, habe jetzt wieder eine Steckdose, insofern ist der DL auch noch nicht ganz beendet, denn Steckdosen waren ja neben dem Laufen und Humpeln auch immer ziemlich wichtig gewesen. Heute abend ist dann aber wohl wirklich wieder alles beim Alten, bis halt auf die Tatsache, dass man sich auf diesen trip begeben hat.

Habe in den letzten 2 Stunden hier im Zug erst realisiert, wie entrückt wir doch in den letzten Tagen und Wochen waren. Ich habe ja trotz theoretischer Möglichkeit außer beim Blog keinerlei Kontakt zur Außenwelt aufgenommen, gar nicht künstlich gewollt, sondern irgendwie automatisch. Muss feststellen, dass mir - jedenfalls für diesen Zeitraum - nichts gefehlt hat. Jetzt schwirrt es hier um mich rum mit Attentaten, Atomkraft- und Bahnhofs-Desastern, individuellen Problemen wie Steuererklärungen und ähnlich Existentiellem. Au Backe. Ich will wieder weg. Positiv ausgedrückt: Es war offenbar ein wirklicher Urlaub! 17 Nächte auf Turnhallenböden, 17 Nächte ultra-Schnarcher, 1 Löffel, 1 Gabel, 1 Handtuch, kein eigenes Klo, 1 Tüte mit Dreckwäsche, aus der man nach ca. 8 Tagen die ersten Sachen wieder rausfischte, weil die anderen waren halt inzwischen noch ranziger. Ich habe gut gepackt, nur wenig nicht benutzt, eigentlich nur die ganz warmen Sachen nicht. 17 Tage im Gefühl, dass da draußen einige mitfiebern, aus ganz unterschiedlichen Beweggründen, Läufer und Nicht-Läufer, Freunde, Bekannte, Unbekannte. Hätte ich ohne den Blog nicht doch was vermisst? Was hat uns geeint? Muss ich mal drüber nachdenken, geht aber gerade nicht wirklich, wo sich einige weitere Massen in Mannheim in den Zug quetschen (fährt heute nur dieser?). 17 Tage, die mir rückblickend (Stralsund !?) fast vorkommen wie 17 Wochen. Offenbar bin ich da irgendwann mal 80-90-80km etc. gelaufen!? Warum ging das? 17 Tage, an denen man sich stundenlang ausschließlich mit sich selbst beschäftigen konnte oder musste. Kann ich noch laufen? Will ich noch laufen? Will ich wieder laufen? Will ich weiter als Ultra-Läufer dahinschlurfen oder mir lieber wieder über 10k die Lunge aus dem Hals rennen? (Es ist auf jeden Fall schön, wenn der Schmerz nachlässt). 17 Tage, an denen ich wohl den endgültigen Beweis geführt habe, dass man in Nike Free 3.0 doch laufen darf und kann, habe ca. 70% meiner 780km in den Schluffen abgespult - und die Dinger sind (bis auf den bestialischen Gestank, mit dem ich mir selbst jetzt hier im überfüllten Zug einen gewissen Claim freihalten kann) völlig intakt. 17 Tage, an denen ich doch so häufig wie nie in den letzten 3 Jahren zu einem Lidl-Pseudo-Prinzenrollen-Keks oder - weghören - Käsebrot gegriffen habe (das Scheitern hat dann aber doch nix damit zu tun, bin ich mir intuitiv [lügt nie!] sicher). 17 Tage, die zerfallen sind in a) Aufstehen (was tut mir [nicht] weh?) b) fertig machen (welcher Riegel in welchen Stations-Korb; welche Klamotten?) c ) laufen (wann hab ich ein Viertel, wann die Hälfte, wann sind es noch weniger als 10? was ist der Titel für den Blog heute?) d) ankommen (erst hinlegen oder erst duschen? Wo ist die Steckdose? Ich muss bloggen! Ich muss den Garmin auslesen und laden!) e) futtern (erst Sanna's Salat, dann noch ein paar Füllstoffe obendrauf) f) ablegen (und mit schmerzenden Gliedern meist bis nach Mitternacht rumwälzen).
11 Lauftage, 6 Zwangspausentage. Ohne Witz: Dabeigeblieben und wieder eingestiegen zu sein liegt für mich inzwischen auf einem Niveau mit dem Laufen selbst. Machen nicht viele, das hat seinen Grund. Du leidest halt doppelt. Ich bin deshalb zufrieden, habe auf diesem "Umweg" vielleicht mehr von der Veranstaltung gehabt als beim puren Finishen. Nicht ganz so wichtig, aber beruhigend: Habe aus meiner Sicht keine Fehler gemacht. Weiss nicht, ob ich durchgekommen wäre, wenn ich die ersten 6 Etappen moderater gestaltet hätte. Die Waage zwischen kürzerer, intensiverer Laufzeit und längerer Erholung bzw. längerer, extensiverer Laufzeit und kürzerer Erholung bleibt ein individuelles Rätsel. Man müsste sich schon klonen können und zeitlich parallel beide Versionen durchprobieren, um da Erhellung zu erhalten.

Rüdiger hat gestern bei der Siegerehrung seinen Finisher-Pokal dem Verpflegungsposten-Betreuer Dietrich überreicht und gewidmet. Denn  Dietrich war es Rüdiger's Auffassung nach, der ihn am 8. Tag im Rennen gehalten hat, in dem er, als Rüdiger schon im Auto saß und auf seinen Abtransport wartetet, mit dem Losfahren so lange getrödelt hatte, bis es Rüdiger halt zu blöd, kalt, irgendwas wurde und er wieder ausstieg und weiterlief (und wie!)
Euch kann ich zwar keinen Pokal überreichen, höchstens ein echt drolliges Schwarzwald-Püpperl, was gestern u.a. im Ehrungs-Beutel war, aber danke möchte ich schon sagen für alle Anmerkungen und Ermutigungen. Es hat mir viel Freude gemacht und gehört untrennbar zu "meinem" DL !

Worauf ich mich jetzt freue:
meine Badewanne
mein Bett
die Waschmaschine
mit Leuten quatschen, die hochdeutsch sprechen
das W(orld) C(offee) (für den sado-maso-trip)

nicht mehr für den DL trainieren zu müssen
das Gefühl, wieder laufen zu wollen

Also, das war's. Jedenfalls bis auf weiteres!
aschu

P.S. ich geh jetzt auch wieder ans handy, vielleicht ...

Mittwoch, 22. September 2010

17. Etappe (home run) Altglashütten - Lörrach 57km

Gut, das mit dem Wetter, der tollen Landschaft und der sich daraus ergebenden Lyrik hatten wir ja nun die letzten Tage zur Genüge. Und am letzten Tag muss natürlich dann auch so was wie ein Fazit sein. Oder kann man das erst ein paar Tage später vernünftig zusammenbekommen ?
Fast alpin begann die letzte (Tor)Tour, es ging hoch bis zum Feldbergpass bei 1230m. Es gestaltete sich zunächst zu einer fröhlichen Familienwanderung, nicht zuletzt, weil Rüdiger (als Gesamt-Vierter) angeregt hatte, so ähnlich wie bei der Tour de France die letzte Etappe egalisiert zu absolvieren, d.h. an der existierenden Rangfolge sollte nicht mehr gerüttelt werden (wäre auch nur noch sehr theoretisch gegangen bei den Abständen) und die ersten Drei sollten in ihrer Reihenfolge im Ziel in Lörrach einlaufen. Da diese drei es nun sehr gemütlich angehen ließen, blieben wir (gerne) noch gemütlicher dahinter. Derart entspannt konnte ich auch an die drei Feldberg-Steine für Jana denken, die ich auf dem supersteilen Ski-Hang hinunter zum Wasserfallweg nach Todtnau aufsammelte. Nach 20 - 25km normalisierte sich die Strecke dann langsam, man konnte wieder laufen, aber wollte man das eigentlich noch? Auffällig war, dass an diesem Tag die gewohnte Reihenfolge der Läufer (bis auf die ersten 3) doch sehr durcheinander geriet. Sanna ließ es dann bei km 27 bewenden, das war im Nachhinein eine gute Entscheidung, denn die zweite Hälfte des Tages gestaltete sich doch zunehmend heiss und je näher wir Lörrach kamen auch immer unattraktiver. In Schönau, dem Wohnort von Jürgen, war natürlich noch mal großer Bahnhof, überhaupt gab es auf dieser Etappe fast so viele Zuschauer wie zuvor insgesamt.
Ja, und dann war es irgendwann doch noch so weit: Auch wenn es sich lange zierte, und immer noch eine Tal-Biegung auftauchte: Lörrach !! Ich war ziemlich fertig, das erwartete emotionale Loch beim Zieldurchlauf hielt sich in Grenzen und ich ziemlich bald kühle Biere in der Hand. Nicht mehr laufen! Auch morgen nicht! Das tat gut.
Ab 18 Uhr dann eine sehr würdige und angenehme Siegerehrung, bei der alle Beteiligten, also alle Betreuer und Helfer, alle (anwesenden) Abbrecher, Etappenläufer und natürlich die Finisher zu ihrem Recht kamen. Es entstand auch jenseits der vielen netten Worte eine harmonische Atmosphäre. Für mich fast das Bemerkenswerteste an der ganzen Tour: 50 Menschen ohne Privatsphäre in einer doch für alle zumindest ungewöhnlichen, wenn nicht extremen Situation zwangsverbündet, und trotzdem kein einziger erwähnenswerter Disput. Das habe ich so noch nicht erlebt und hätte es auch nicht so erwartet. 

So, jetzt wird's hier im ICE bei Freiburg hektisch und eng, ich hör mal auf, Fazit folgt die Tage, aber eines ist mir doch hier schon wichtig:
!! 3 Vegetarier unter den ersten 4 der Gesamtwertung !!


das nächste Mal wieder aus GÖ!
tschau aschu

Dienstag, 21. September 2010

16. Etappe (kitsch as kitsch can) St. Georgen - Altglashütten (Feldberg) 53km

Bevor ich's vergesse: Habe gegen die Schuluhr mit dem mp3-player Radio gehört, einen Basler Sender in SchwitzerDytsch, voll witzig, Folk vom feinsten (der war dann doch meist in Englisch).

Sanna fährt Auto, aschu läuft. Was für eine Etappe!! Geiler geht es nicht!! Das Profil im Groben: 850 - 1050 - 850 - 1150 - 800 - 1000m. Zwischen Furtwangen und Titisee-Neustadt die endgültige Idylle. Einspurige, glatte Teerstraße, null Verkehr. Keine Dörfer, nur Einzelhöfe, halt wie es sein muss im Schwarzwald, mit Wasserrädern und allen Schikanen. Hübsche Kühe rennen mit mir um die Wette (schöner Satz). Bächlein winden sich durch die Wiesen. Ja, so fließt Wasser wirklich, wenn man es lässt. Inversionen verteilen die Nebel und Rauchschwaden in den Tälern. Die taunassen Spinnnetze bilden eine durchgängige Schicht, die über dem Boden zu schweben scheint. Jederzeit können Hänsel und Gretel aus dem Wald treten und nach dem Weg fragen, dabei hängen doch auch hier überall die orangen Pfeile. Also in die Ecke muss ich definitiv noch mal, hab sogar ein Bio-Bauernhof-Schild gesehen, verrate aber nicht wo.
Keine 5 km weiter dann das Schockprogramm: Der Titi-See und seine Park- und Touristen-Leitsysteme. Ich habe Mühe, Joachims orange Pfeile in dem Wust aus Werbe-Ständern etc. zu verfolgen, obwohl sie an jedem Pfahl hängen. Erinnert mich an diese letzte Meile vor dem Wasser am Königssee. Was ist hier in der Hochsaison los? 1km hinter den Parkplätzen herrscht wieder Ruhe (obwohl der Titisee ja durch aus 2-3km lang ist ...), die letzte Station taucht auf, danach der letzte knackige Anstieg, den ich wohlgelaunt und (tat)kräftig angehe und durchlaufe. Komme als 2. der 6Uhr-Gruppe an (die ja seit Tagen wg. Dunkelheit um 6.30 startet, heute sogar erst um 6.45, weil die Polizei-Eskorte durch die gefährliche Großstadt St. Georgen auf sich warten ließ. Laufe irgendwie wieder so wie auf den ersten Etappen, aber insgesamt viel ruhiger, Schmerzen sind alle weg, Füße würden wohl wieder in normale Schuhe passen, aber ich bleibe bei den Nike Free 3.0, in denen ich nun schon hunderte km abgespult habe und ohne die ich verloren gewesen wäre.

Was morgen ist (außer, dass der  DL dann irgendwie vorbei sein wird!?) weiss ich noch nicht, würde Sanna den Vortritt lassen, hab sie aber noch nicht gesehen, is wohl beim Vortrag vorbereiten.
Kinder, nur noch ein mal mit Ohrstöpseln schlafen? Nur noch einmal mittags die Nudelsuppe an Thomas' Mini-Wohnwagen schlürfen? Keinen Bibel-Spruch mehr am letzten VP? Keine Steckdose suchen? Keine morgendliche Ansage von Ingo mehr ("Also Leute, Ihr wisst ja: erst geht es links, dann rechts, und dann halt immer Richtung Lörrach.") ?


Naja, heulen können wir dann auch noch morgen.
bis denne
aschu

15. Etappe (driver's seat) Horb - St. Georgen

Sorry, Leute,
keine Ausreden, gestern war ich schlicht und ergreifend einfach mal richtig faul. Das fing damit an, dass Sanna laufen wollte, kein Fahrer ausser mir für unseren SuperAstra zur Verfügung stand und ich so meine Forschungen zu den deutschen Bäckereien und Steh-Cafés nicht ganz unwillig fortsetzen konnte. Danach hing ich in der Sonne ab, ich nehme lieber jede Minute bewusst wahr.

Sybille wünschte ja noch guten Appetit für die Pizza in Horb. Ja, den hätten wir auch alle gehabt. Es war ein ziemlicher Total-Reinfall, etwas unverständlich in Ingo's Home-Town (vorweg: das wurde gestern abend in St. Georgen beim Chinesen mehr als ausgebügelt, gab zwar keine Pizza, aber ...) Ich dachte jedenfalls nichts Arges, als ich den übersichtlichen Salatteller intus hatte und dann auch nach angemessener Verdauungszeit so etwas ähnliches wie Lasagne portioniert angeliefert wurde. Für Vegetarier waren das ca. 3 Schichten Nudeln mit etwas Tomatensoße zwischen, also ca. 1cm hoch, 15x15cm. Naja, dachte ich, is halt der 2. Gang. War er auch, aber auch der letzte. Alle guckten sich etwas ungläubig an, Nachschlag war nicht vorgesehen. Da ich wie immer satt (von Sanna's Mega-Salat am Nachmittag) zum Essen gegangen war, konnte ich's verkraften, aber für die anderen war es nicht ganz so witzig.

So, jetzt ist virtuell Montag morgen in Horb. 3°, sternklarer Himmel. Sanna will laufen. Ich zuckele mit dem Auto los, finde in allen Käffern bis Station 1 keine Bäckerei und stelle mich eher zufällig an der Station mit hin. Sanna kommt nicht, jedenfalls nicht im normalen Zeitfenster mit dem Hauptfeld. Ich fahr iht entgegen, sie humpelt. Hört auf. Mal wieder was Neues: Krämpfe an der Wade außen. Naja, kein Grund mehr, sich ernsthaft zu quälen. Suchen wir halt zusammen die Bäcker. Gibt aber keine! Wir fahren extra nach Alpirsbach, "große Stadt". Nix. Es ist irgendwie wie im Harz: Tourismus stirbt ab. Zurück auf die Strecke, an den Stationen immer mal 5 Minuten dummquatschen (geht immer). An der letzten vor dem Ziel, traditionell Pfarrer Ulli's, ist es so geil, dass wir uns erst mal auf die Wiese hauen, wohlgemerkt in 900m Höhe. Blauer Himmel, windstill, wellige Wiesen, noch erträgliche Fichtenwälder (weit genug weg), ein Trekker, der gemütlich 200m entfernt das Heu wendet und uns damit diesen unbeschreiblich würzigen Geruch beschert. Urlaub.

St. Georgen ist eine merkwürdige Stadt: Die Häuser hat jemand einfach über das Relief geklatscht, von unserer Schule in die Innenstadt ist es zwar nur 1km, aber auch ca. 300 Höhenmeter (runter und wieder hoch). Noch wissen wir nicht, dass das auch der Weg zum Abendessen sein wird ... Der Blick geht aus großen Fenstern aus der Halle direkt in die Wiesen und die Wälder, wie Kino. Novum: 1(ein) Klo pro Geschlecht. Geht aber auch, lernen wir.

Nach der Völlerei beim Chinesen (incl. all u can eat ice cream) kann ich natürlich nicht schlafen, lese ein bisschen Mario Mantese und dann steht plötzlich Stephi neben mir. Aus Schwäbisch Hall. Wollte mal gucken, wie das wirklich aussieht beim DL. Ich denke, sie ist auf ihre Kosten gekommen, auch wenn sie zum Zapfenstreich um 21 h dann schon wieder weg muss.

Die erste Hälfte der Nacht verbringe ich mit der Frage, was das für ein merkwürdiges, regelmäßiges Geräusch sei, was ich da höre, bis ich wirklich auf die Uhr gucke und einen 60sec-Rhythmus feststelle. Bingo. Es ist das innen über unserem Platz angebrachte Uhrwerk der großen Außen-Schuluhr, die jede Minuet ca. 5 sec braucht, ihre dicken Zeiger weiterzubewegen. Um 1:30 schlaf ich dann doch noch ein bisschen ein, glaub ich.

Jetzt wundert Ihr Euch über den langen Bericht? Gnz einfach: Hier in Altglashütten auf 1000m brennt die Sonne so dermaßen nah an der Solarkonstanten, dass ich nix besseres weiß als mich zwischendurch mal in die schattige Halle zu verdrücken. Die toppt die von gestern noch: Fenster bis zum Boden, draußen nur (allerschönste) Landschaft. Das einzige, was ich außer Bloggen doch noch mal machen müsste, ist rasieren, aber seit Tagen und Wochen fallen Spiegel und Waschbecken räumlich nie so eng zusammen, dass ich das riskieren kann.

Sonntag, 19. September 2010

14. Etappe (Phoenix aus der Asche, fast) Malmsheim - Horb 60km

Das, was mir und uns Thomas da geschickt hat gestern abend triftt die Sache so dermaßen wie die Faust das Auge oder der Nagel den Kopf, dass ich es hier noch mal einblenden möchte:

Septembermorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
(Eduard Mörike)


Wie gesagt, 100% (Überein)Stimmung, mir ging trivialeres wie "... und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar ... " durch die Birne.
Über etliche Kilometer eine offenes, straßenloses Wiesental, wir auf einem Wirtschaftsweg immer leicht erhöht am Waldrand lang, aus der völligen Dunkelheit bis zu den ersten Sonnenstrahlen. Gut, dass es solche Stunden gibt. Es ist ein riesiger Vorteil, dass wir jetzt Ingo's Wahlheimat durchqueren und er dort halt, wie das so ist, jeden Weg, der laufbar ist, kennt. Die Begleitfahrzeuge hatten ihre Schwierigkeiten, uns überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Und das gerade an Sanna's großem Interview-Tag mit Frank Fleuchaus. Aber sie haben es trotzdem hingekriegt.
Meine Beschwerden der Vortage waren schnell vergessen durch diese Ablenkung, auch hinter Herrenberg durchquerten wir eine herbstliche Traumlandschaft mit Streuobstwiesen, Äckern, Waldstückchen und immer wieder viel Fernsicht bei wolkenlosem Himmel und Windstille. Es dauerte Stunden, bis die Temperaturen von den morgendlichen 3° (mit Bodenfrost) soweit gestiegen waren, dass man nach und nach die verschiedenen Kleidungsschichten ablegen konnte. Am Ende ging's dann ganz sommerlich in kurz/kurz dem Ziel entgegen.

Auch wenn also die Rahmenbedingungen stimmten, musste ich doch immer wieder mit meinem Freund, dem inneren Schweinehund kämpfen, der mir hartnäckig in Erinnerung rief, dass dieses Laufen nunmehr "sinnlos" sei und die Fußgelenke zwar wieder in die Schuhe passten, aber die Power in den Beinen irgendiw komplett weg war. Ich nahm es gelassen, lief locker bis 45km, wanderte danach fast nur noch, was heute aber wie gesagt keine Strafe war.

Jetzt, nach 3 Stunden im Ziel bin ich so "hart" geworden, dass ich für morgen schon mal wieder abgeblasen habe, ohne dass mich das jetzt noch besonders bedrückt. Auch das Auto-Gejuckel durch die Landschaft bei diesem Wetter hat ihre nicht zu verhehlenden Reize.

Und vielleicht findet sich ja auch noch mal ein richtig nettes Backstübchen...

Gut's Nächtle, jetzt geht's hier los in die Pizzeria!
aschu

Samstag, 18. September 2010

13. Etappe (Maulaffen) Frankenbach - Malmsheim

Bitte inständig um Nachsicht, möchte Euch auch nicht langweilen, wollte schon heute gar nix mehr schreiben (und natürlich längst im Zug nach GÖ sitzen). Sanna ist heute gelaufen (es ging ganz gut), ich wieder nicht (wie gesagt: keine Ankündigungen mehr, ist mir längst peinlich; aber hier und heute in der Gruppe habe ich Fakten geschaffen und auch Chief Ingo weiss schon, dass aschu morgen wieder dabei ist. Mit Sanna. Und einen Fahrer haben wir auch. Und die Sonne wird scheinen. Und es geht auf schönen Strecken durch den Wald. Und viele wollen, dass ich wieder mitlaufe. Und der Schwarzwald fängt ja doch erst hier an. Und wenn ich die letzten 4 Etappen laufe, habe ich 2/3 der Strecke und der Tage absolviert. Und mich trotzdem sehr vernünftig verhalten. Usw. usf.).

Danke für alle Kommentare! Einige sind so anonym, dass ich definitiv nicht weiss, von wem sie kommen (Pastor Uli bedankt sich jedenfalls!)

Arschkalte Nacht in der Halle, dto. der Morgen, Nebel über den erntereifen Weinbergen. Ich tuckere 2km vor oder hinter Sanna umher. Immerhin löse ich so das Problem der Auto-Weiterbewegung für heute. Kaffee hier, Kaffee da, immer wieder einige Seiten "Im Land der Stille". Durchfuttern an den Stationen. Sonne. Bald auch Wärme. Der (Lauf-)Tag geht schnell vorbei, es sind zum ersten Mal weniger als 60km.

Schwerer Unfall direkt an einer Station, glücklicherweise ohne Beteiligung von Läufern / Begleitfahrzeugen. Je näher wir dem Stuttgarter suburb kommen, desto hektischer werden die Menschen und Autofahrer, das hatte ich schon vorher festgestellt. Oben in Hassfurt, da waren nicht nur die Bäckereien noch in Ordnung. Deutschlandlauf. Ein ziemlich heterogenes Bild, was sich da zeichnet. Franken hat mir bisher am besten gefallen.

Eben wurden wir vom Laufteam Renningen nach allen Regeln der Kunst mit Maultaschen, schwäbischem Kartoffelsalat (ohne Mayo) und einem erschlagenden Kuchenbuffet (ohne Übertreibung: mindestens 20 Kuchen/Torten [bei 16-18 Teilnehmern...]) abgefüttert. Also kann es morgen daran, an den Carbo-Speichern, nicht liegen. Bin heute die letzten 300m mit Sanna ins Ziel gelaufen, steil bergab, was besonders kritisch ist, und habe erst dann gemerkt, dass ich gelaufen war.

Also wie gesagt: Morgen geh ich auf die Strecke und freue mich auf ca. 8 Std. in der sonnigen Landschaft. Der Zielort ist dann ja Ingo-Town Horb, unterwegs passieren die "echten" DL'er die 1000km-Marke, abends gibt es viel remmydemmy, also tausend Gründe, dabei zu sein.

See you then.
aschu

Freitag, 17. September 2010

12. Etappe () Assamstadt - Frankenbach(Heilbronn)

Beide wieder nicht gelaufen !

Das Jagst-Tal, das Kocher-Tal, Höhen und Tiefen im Streckenprofil, Höhen (?) und Tiefen (!) auch bei mir. Der Bahnhof Heilbronn. Schnell nach Hause? Eine Woche Urlaub sparen? Nicht mehr klatschen müssen, wenn die Gladiatoren das Ziel-Banner durchlaufen?

Entschluss (auch wenn es schon viele gab die letzten Tage, die dann doch nicht eingehalten wurden): Sanna läuft morgen, aschu läuft morgen, irgendjemand fährt das Auto. Dann weitersehen. Zur Not also über Stuttgarts Abriss-Ruine zurück (was läuft da draußen eigentlich für ein Wahnsinn?)

Problem: Grund-Motivation ist verloren gegangen, umso höher die Herausforderung, auch nur eine kurze Etappe durchzulaufen (ein "Rückkehrer" lief Etappe 11 durch und brach heute nach 19km wieder ab, eben genau wg. diesem Wozu und Warum; jetzt fährt er sogar gerade wieder zurück nach Hause!).

Vielleicht geht es, wenn ich mit mir selbst morgen einen privaten Wettkampf starte: Du läufst den SWL2010, den Schwarzwaldlauf eben, der dann sogar schon hier in Heilbronn beginnt (und nicht wie 1977 auf meiner ersten, nachhaltig prägenden Fernwanderung in Pforzheim (damals über Schaffhausen zum Bodensee)): Du läufst ihn, egal wie langsam, denn wenn Du läufst, hast Du Dein Vorhaben erfüllt. Du läufst ihn wider alle landläufige "Vernunft", mit diesen Füssen "besser" nicht zu starten. Du hast jetzt 4 Tage beobachtet, dass die "Ruhe" die Heilung keinen Deut vorangebracht hat. Du vertraust wie schon des öfteren zuvor auf Deine Intuition, das nur der Gebrauch des Körpers seine Funktionen erhält und auch wiederherstellt. Du kannst dieses merkwürdige Knistern fast schon spüren, das morgen einsetzen wird, wenn sich die miteinander verbackenen Gewebelagen zu lösen beginnen werden. Du entscheidest Dich für die Veränderung, nicht den Stillstand.

Donnerstag, 16. September 2010

11. Etappe (many rivers to cross) Prosselsheim – Assamstadt

Nun fange ich langsam doch an, mit mir zu hadern: Nicht nur, dass die Schwellungen meiner Füße in den letzten 2 Tagen kaum zurückgegangen sind (die Schmerzen schon), als wir heute von unserer Stippvisite nach Schwäbisch Hall von Stephi nach Assamstadt zurückkehren, ist ein Läufer bereits eingetroffen, allerdings leider per Auto-Transfer. Es ist Stefan, auf den ich vor einigen Tagen doch eine private Wette mit mir abgeschlossen hatte, dass er finishen wird. Schön ist, dass er zumindest es ziemlich locker sieht, das ist vielleicht die Hauptsache.

Jetzt um 18:30 sind erst 5 von 18 verbliebenen Läufern angekommen. Das drückt die Schwierigkeit dieser zwar „nur“ zweitlängsten, aber mit sehr vielen Auf-und-Abs gespickten Strecke aus. Außerdem ist eben Tag 11 und nicht mehr Tag 3 wie bei den 93km von Stavenhagen nach Pritzwalk (die mir Wochen zurückzuliegen scheinen).

Den gestrigen Nachmittag verbrachte ich noch mit dem Auto auf der Strecke, was sich als ganz nützlich erwies, denn ich konnte einerseits einen verlaufenen Läufer auf den Pfad der Tugend zurücktransportieren (dank eines Hinweis eines anderen Teilnehmers, der eine verdächtige Warnweste nach einer Abzweigung auf der falschen Strecke wahrgenommen hatte), andererseits für einen mit Schmerzen kämpfenden Kameraden in einer geschlossenen Apotheke eine Salbe besorgen. In Franken auf dem Dorf ist das kein Problem, die größte Hürde war das Hochfahren des Rechners für das Kassensystem.

Eine Erwähnung wert ist übrigens auch noch das Abendessen in Unteressfeld am Dienstag. Unser sehr fürsorglicher Chief Ingo und seine Frau hatten sich doppelt abgesichert und beide den liefernden Catering-Metzger noch mal an den Termin erinnert. Der fuhr dann auch pünktlich mit einem üppigen Büffet vor – und zwar sowohl der, den Ingo bestellt hatte als auch der, den seine Frau Inge beauftragt hatte. Einer war 2007 für den DL tätig gewesen, der andere 2008, nun standen beide vor der Tür und Ingo konnte schulterzuckend verkünden: „Ihr könnt essen bis zum Stillstand der Augen!“ Was wir dann auch taten, Ehrensache.

Während ich dies schreibe, habe ich übrigens erstmals kein Netz und werde nachher versuchen, draußen irgendwo Empfang zu bekommen. Wir sind jetzt zwar in Baden-Württemberg, aber die können wohl doch nicht alles (immerhin sind wir in AssamSTADT !)

Außerdem wuseln hier ca. 20 Zweitklässler durch die Halle. Sie haben die Hausaufgabe, Autogramme von den Läufern zu sammeln. Das tun sie mit schüchternen, großen Augen. Sie sollen auch fragen, wo die Läufer herkommen und wie alt sie sind. JA, UND JETZT KOMMT DOCH NOCH MEINE STERNSTUNDE: ICH BIN 30 BIS 40 !!

Danke, liebe Kinder, dann geh ich doch glatt morgen mit Sanna wieder ein bisschen laufen !!!

Mittwoch, 15. September 2010

10. Etappe Untereßfeld - Prosselsheim (2 Kaffee, 1 Espresso, 2 Pflaumenkuchen, 1 Brezel, ...)

Leute!
Klar geht der Blog weiter, aber viel mehr Zeit als vorher hab ich auch nicht, denn ich will gleich noch mal mit dem Auto an die Strecke und den Helden bei diesem Katastrophenwetter ein bißchen Respekt zollen. Habe den Beifahrersitz ausgebaut, hinten ist alles voll, also wird keiner verleitet werden, einzusteigen ...

Heute morgen sind wir mit den Läufern losgetuckert über eine schöne, aber bestimmt fordernde Route, bald durch die ersten Weinberge. Starker Wind von vorn. Dauerregen. Wer das jetzt noch durchhält, ist wirklich hart! Heute morgen kamen zum ersten Mal welche zu spät zum Start, auch sonst lief keiner wirklich los, sondern man ging sich erstmal ein. Die Müdigkeit schlägt langsam aber sicher nach außen durch.

Von mir kann ich nur berichten, dass sich bisher nix gebessert hat, beide Füße sind komplett verschwollen, die Schnürsenkel der Schuhe reichen nicht mehr. Normale Bewegungen / Gehen etc. nicht möglich. Zeitweise kommt man da schon in ein Loch, so nach dem Motto - ok, fahre nach Hause - aber irgendwie gehört dieses Durchhalten jetzt für mich auch noch zum DL, eben eine andere Herausforderung. Und wie ich bereits erwähnte, ist die Gesamtatmosphäre des Unternehmens uneingeschränkt gut bis sehr gut, noch keinerlei Streitereien, die man ja eigentlich auch unter Normalbedingungen bei 30 Leuten erwarten müsste. Soll aber auch noch nie so gut gewesen sein, sagen die Ingo-Tours-Erfahrenen. Also, die Safari geht weiter, wer weiß, was sie noch für einen bereit hält!

Conny, Deine vielen Fragen sind sicher auch die vielen Fragen anderer, beantworte ich gerne nach der Rückkehr so detailliert wie nötig. 30kg Gepäck in 17 Tagen? Das ist nun wirklich kein Problem, werde wohl die Hälfte unbenutzt zurückbringen ... Ansonsten: Man duscht in der Laufkleidung (ohne Schuhe), danach halt ins Bettgewand, Zivilklamotten braucht man nicht.

Dass Ihr von Sanna so wenig hört liegt daran, dass auch ich viel weniger von mitkriege als Ihr Euch vielleicht vorstellen könnt. Sie hängt ständig an der Quatsche und muss den weiteren Ablauf sicherstellen. Ihr Seite bei Frank.Fleuchaus wurde irgendwie über Keimling gestoppt, weiß keine Details. Sie konzentriert sich jetzt weiter auf ihre Vorträge, plant weiter einen Wiedereinstieg (für sie realistischer als für mich, übermorgen).

Well, will jetzt los, den Leuten entgegen.
Morgen Abend dann aus Assamstadt, nach DER Etappe überhaupt, für die wiederum Regen ansteht ...

Dienstag, 14. September 2010

9. Etappe () Manebach - Untereßfeld 1.5km

Mein Entschluss, heute gar nicht erst anzutreten, stand wie gesagt seit gestern fest. Auch alle Geschichten von Wunderheilungen durch/Während des Laufens (die ich durchaus glaube) konnten mich nicht wirklich beeindrucken. Das schaffte ein anderer Schulze, nämlich Chief Ingo, mit 2, 3 Sätzen, darunter das BonMot: "Wenn das hier gesund wäre, würde das die AOK bezahlen!" Das war für mich irgendwie ein Argument, doch noch panisch in die Laufklamotten zu steigen, obwohl ich bereits zivil angezogen war. Das Irre ist ja (und das ist das einzige, worüber ich leicht bekümmert bin, das formale DNF kann ich gut verkraften), dass ich noch immer richtig Lust zum Laufen hätte, wenn ich es denn könnte, erst recht auf der wunderschönen Strecke über den Thüringer Wald, Dauerregen und Nebel hin oder her, die ich dann vom Beifaherersitz studieren durfte. Aber diesmal ging wirklich gar nichts mehr, kein Eingewöhnen mehr in die Schmerzen, keine Chance auf ausreichende Pace. Ende. Aus. Vorbei.
Fazit bis hierher: Die Erfahrungen, die ich machen wollte, habe ich gemacht. Ich habe Grenzen gefunden und verschoben. Ich bin angekommen, nur nicht in Lörrach.

Gut, wie's weiter geht, ist momentan offen (habe zwei absolute Klumpfüsse), ich bleibe erstmal der Karawane weiter erhalten.

8. Etappe (this is the end) Frohndorf - Manebach 78km

Liebe Leute ,
jetzt bin ich richtig aus dem Rhythmus. Ich bin gestern irgendwie angekommen, das wisst ihr ja schon. Unterwegs habe ich erstmals mehrere Leute telefonisch belästigt, um noch irgendwelche Argumente zu hören, nicht auf der Stelle stehen zu bleiben und endlich zu schlafen. Die Schmerzen bei jedem einzelnen Schritt seit Mitte der 6. Etappe haben mich mürbe und todmüde gemacht. Ich bin gestern tatsächlich im Laufen eingepennt (und habe festgestellt, dass mein Fahrgestell einen Drall nach links hat, was nicht weiter schlimm ist, weil wir bewegen uns ja eh immer auf der linken Strassenseite und auch nicht verwunderlich, weil die Fahrbahnen zum Rand hin ja immer ein bisschen abfallen). Die einzige Motivation, die blieb, war das Bergfest in einem Vorort von Ilmenau. Dort, wo auch der letzte VP des Tages war, der wie immer von Pastor Uli besetzt war, wollte ich aussteigen, um gleich Fakten zu schaffen und heute morgen keinen Unsinn zu treiben. Aber die Leute sind alle Profis. Und so wanderte ich halt doch noch die letzten 7km nach Manebach. Es war nicht nur für mich die bisher härteste Etappe, sehr viel hoch und runter. Hoch laufen ging kräftemässig nicht mehr, runter schmerzmässig. Sehr dummes Gefühl, in Laufklamotten mit einer Startnummer auf dem Rücken durch die Dörfer zu wandern ... In Ilmenau überholten mich dann sogar einige Fußgänger, da wurde mir klar, wie fertig ich war. Der Entschluss war über einsame Stunden auf der Landstraße gereift (wobei es ja sowieso keine wirklichen Alternativen gab): Ich laufe die Etappen 9 - 11 nicht mit. Alles weiter muss man dann sehen.

Sanna war nun endlich auch wieder unterwegs, aber, um es vorwegzunehmen, auch nicht wirklich wiederhergestellt. Klar kam sie (vor mir) ins Ziel, heute musste sie aber schon wieder aufgeben.

Ok. Schreibe jetzt gleich weiter unter Etappe 9, muss ja alles seine Ordnung haben!

Sonntag, 12. September 2010

7. Etappe (aua) Eisleben - Frohndorf 73km

Das mit den Windmühlen ist hier echt ein Problem. In Thüringen, der Wiege der deutschen Weisheit usw., werden die nämlich Sonntags abgeschaltet. Kein Lüftchen, obwohl die Prärie von Horizont zu Horizont reichte und es John-Wayne-mäßig flimmerte. Dazwischen die Schmücke, ein kleiner, hoher, matschiger Bergzug, unsere erste nee zweite Nicht-Asphalt-Strecke.

Nichts geht mehr. Eigentlich. Aber Doc Cole in "Transamerica" 1929 hat sich ja auch irgendwelche Absatzerhöhungen untergeschnallt und seine explodierte Achillessehne wieder unter Kontrolle gebracht. Hier läuft mit Rüdiger übrigens auch ein TransAm-Finisher mit! Nicht nur er und ich fragten uns heute morgen, ob wir noch ganz dicht sind, auf die Strecke zu gehen. Wir konnten ja nicht mal gehen. Nach 10km hat man sich dann eingehumpelt, dadurch irgendwelche neuen Beschwerden, über die man die alten vergisst, und wenn man dann ca. bei 40km ist, hat man genügend Zeitpolster, um den Rest zu wandern. Im Ziel, das wie immer nach nicht enden wollenden letzten 3km erreicht wird, mutieren wir dann schlagartig in völlig amotorische Zombies, die definitiv, einmal auf dem Schlafsack liegend, nicht mehr ohne fremde Hilfe auf die Beine kommen. Da gibt's schon mal einen Hilferuf, wenn jemand auf's Klo muss.

Ich treibe mich nicht mehr selber an, sondern die anderen sind es, denen es seit Tagen wesentlich dreckiger geht als mir. Wir ziehen uns gegenseitig aus dem Sumpf. Macht Spass. Weh tut's trotzdem.

Sanna hat heute noch mal gepasst, aber morgen soll es dann soweit sein. Angesichts von 79km mit 1000Hm könnte dann wirklich der Fall eintreten, dass Ihr in die Röhre guckt. Die Reha hat Vorrang und braucht viel Zeit.

Morgen ist kurz vor dem Etappenende BERGFEST !!!

aschu

Samstag, 11. September 2010

6. Etappe (Walking down the line) Schönebeck - Eisleben 65km

Ich Idiot hatte gestern irgendwas von Kurzetappe gefaselt? Klarer Anfängerfehler! Bittere Rache! Hatte u.a. die 600Hm übersehen. War am Limit! Die Sonne und die Gülle, mit der sie hier offenbar die Windmühlen giessen, taten ihr übriges. Ab 30 marschiert. Dadurch weitere Probleme eingehandelt. Wollt Ihr wissen was mir weh tut? Fragt lieber, was nicht, der Text wird kürzer! Aber lassen wir das. Morgen geht es dann wohl los für mich, die schlauen Sprüche in die Tat umzusetzen, also von wg. der Kopf und so, jeden bitteren Schritt auf der weißen Linie. Als heute bei km 9 ein 2facher DL-Finisher wie ein Häuflein Elend an der Station saß und kundgab, dass es das nun gewesen sei für ihn, wurde mir schon anders. Bis dahin tat die linke Kniescheibe ja nur weh, behinderte aber nicht weiter. Das änderte sich dann, und jetzt hab ich zusätzlich das gleiche Ei unten an der Wade wie vor 2? 3? 4? Tagen rechts. Durch das Wandern gab's dann noch Fußschmerzen rechts, und jetzt sitze ich hier als wandelnder Kohlsalat in Frischhaltefolie gewrappt. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Stimmung in der Gruppe ist großartig, obwohl alle am Limit sind.

Sanna steigt morgen wieder ein. Das ist gut, wir starten zusammen um 6. Es wird wärmer und länger als heute, dafür aber hügeliger. Macht Euch keine Sorgen, wenn Ihr morgen gar nichts hört, dann bin ich halt noch im 9:30er Pace auf der Strecke...

OK, hoch mit den Schlegeln, Bürste angesetzt und her mit der guten Fee!
aschu

Freitag, 10. September 2010

5. Etappe: (Here comes the sun!) Jerichow - Schönebeck 73km

"Laaf so, dasch De in Lörrach ankommscht!" Diesen Rat gab mir Günter heute morgen direkt am Start. Er ist seitdem eine Art Mantra oder wie das heisst für mich (ich hoffe kein Ko(r)an).
Und ich machte mich dran, das umzusetzen und lief bis 20km auch nur 6:15 statt 6:05. Unglaubliche 2km nach dem Start war meine Wade wieder als solche zu gebrauchen, was beim Laufen ja sehr hilfreich ist. Morgens um 3 auf dem Weg zum Klo war ich noch fast gestürzt, weil das Teil einfach blockiert war (und natürlich höllisch weh tat). Diese Menschenkörper sind einfach unfassbar. Jeden Abend, wenn sich das Turnhallen-Lazarett gefüllt hat, würde man maximal 2 Leuten zutrauen, am nächsten Tag überhaupt wieder zu laufen, geschweige denn Ultra. Und dann geht es doch. Und das ist doch schon ein Beweis, dass das, was wir hier treiben, nicht so verrückt sein kann, wie es zunächst erscheint (Was für unbekannte Potentiale haben wir sonst noch?).
Das Schöne, wenn man in der späten, "schnellen" Gruppe startet, ist, dass man nach und nach das Feld der 6-Uhr-Starter von hinten aufrollt. Heute machte das richtig Spaß, ich habe mit allen gequatscht. Auch der gestern erwähnte Stefan war wieder früh dabei. Bei meiner langsamen Annäherung von hinten hörte ich ihn bereits ständig kichern. Ich sah aber keine Ohrstöpsel oder Headset oder so. "Worüber lachst Du?" "Ich freu mich halt!" Wenn einer finishen wird, dann ist er das, da geh' ich jede Wette ein! (In genau diesem Moment, 17:31, betritt er unter Applaus die Halle!)
Ja, und auf einmal sind wir unter der A2 durch und mir wurde schlagartig klar, dass wir irgendwie den Norden bereits hinter uns haben. Und dann kam die Sonne raus und man war zum ersten Mal froh über Gegenwind.
Jetzt freu ich mich auf die KurzEtappe morgen, die viele Freizeit, die das bescheren wird und auf die angesagten 25°. Oben ohne durch Good Ol' Germany!

Sanna will morgen einen Reinkarnationsversuch unternehmen. Ich red ihr da nicht rein. Sie ist ultra-tapfer (was sonst?), hiergeblieben zu sein. Die meisten anderen, die aussteigen müssen, reisen (aus verständlichen Gründen) sofort ab.

Well, hoffe, die Euphorie war jetzt nicht zu dolle. Es ist ja nicht so, dass ich jetzt einfach aufstehen und zum Essen gehen könnte. Nee nee, da zieht man sich schon erstmal an der Wand hoch und stolpert die ersten Schritte. Aber Laufen - das wird morgen wieder gehen!

Gut's Nächtle!
aschu

Donnerstag, 9. September 2010

Etappe 4 reloaded

Leute, müsste jetzt eigentlich mit den Füßen hoch mit der Massagebürste meine Wadenklumpen strukturieren, aber dies hier scheint auch irgendwie regenerativ zu wirken. Ich gebe uns also nochmal 15min ...

Eben, als wir vom Essen zurückkamen (Ingo mutete uns noch mal 700m one way zu, es gab Aufstand), liefen gerade um 19.45 Stefan und Ahn, unser Koreaner ein, Stefan laut singend "I did it my way", und zwar im Volltext.

Nochmal zu gestern in Kürze: Sanna hat sich den "shin splint" geholt (müsst Ihr googlen), war definitiv nicht mehr in der Lage zu gehen / stehen und hatte noch 18km vor sich. Das hat sie die für ihre Verhältnisse sehr rationale Entscheidung getroffen, sich abholen zu lassen, weil das Tages-Zeitlimit hätte sie eh gesprengt. Sie kann jetzt fast schon wieder ohne fremde Hilfe gehen (kein Witz), aber die Betreuer hier kennen das und halten es für möglich, dass sie noch mal einsteigen kann. Hier läuft inzwischen keiner mehr ohne entsprechend zerschnittene Socken / Schuhe rum, beliebt ist die Variante Zehen-Cabrio und Socken-Teilung (wie beim Mantel von St. Martin, damit die Sehnen zwischen Spann und Schienbein auf keinen Fall an irgendetwas scheuern. Der Kelch ist bisher an mir vorbeigegangen, aber die Situation kann sich täglich / stündlich / minütlich ändern. Der Lauf hat noch nicht begonnen !

Gut, ich hab ja schon genug gejammert über heute, schaut auf die Landkarte, sucht die B 107 und ihr wisst Bescheid. Aber das war ja irgendwie der Sinn der Übung.
Seid ihr bei einem Wettkampf schon mal durch eine Bahnhofshalle gelaufen? Wir heute schon, weil die Straßenunterführung war nur für Autos ...

Habe gerade mit äußerstem Entsetzen gesehen, dass es morgen ja noch einmal über 70 sind! Aber ist eigentlich auch egal, die letzten 10 sind immer tödlich, egal wie weit es geht. Davor habe ich hier regelmäßig zwischen 35 und 45 ein Loch, naja, nach 4maligem Durchleben gewinnt man auch da Zuversicht. Wundert Euch nicht, wenn Ihr mich morgen ganz woanders findet in der Liste: Das wäre der Sieg der Vernunft, nämlich sozusagen einen aktiven Regenerationstag einzulegen.

Heute bin ich zum 1. Mal gewandert, und zwar die letzten 5km wunderschön über den Elbdeich. Und es hatte sogar aufgehört zu regnen. Zu früh gefreut: Der Weg war ein Mückensumpf (die Turnhalle ist es jetzt auch).

OK, waren wieder mehr als 15 min, habe jetzt noch 50min bis Licht aus. Muss noch Fußbad machen, Blasen aufstechen (schon mal 80km in nassen Schwämmen gelaufen?), und weiß der Henker was tun.

Übrigens: Alle emails an Sanna und mich an alle möglichen Accounts kommen hier auch an und werden gelesen. Beantworten ist aber überhaupt nicht drin.

Drückt die Daumen, bis km 30 heute hatte ich ja gedacht: Ruhig mal beide für sanna, aber jetzt dürft Ihr 'nen halben auch mir schenken!

4. Etappe (The Trip down Suicide Road) Pritzwalk - Jerichow 82,7km

Eilmeldung (später mehr)
1. Wir sind überwältigt von Eurer Anteilnahme.
2. Sanna ist aus dem Tal der Tränen wieder auferstanden und bastelt an einem ComeBack in 2 bis 3 Tagen (= sie ist aus der Wertung raus, aber nicht aus der Veranstaltung)
3. Ich war heute auch am Ende (was die Platzierung komischerweise nicht ausdrückt, aber glaubt mir ... 8 Std Dauerregen, 60km mit 2 Kurven, davon 30km ohne Radweg frontal gegen die Laster, ich weiss jetzt, was der Tunnelblick ist)
4. Ich hasse die B 107 - und zwar für immer.
5. Das Titel-Zitat stammt aus einem Bob Dylan-Song, weil einige von Euch sind ja erst Altersklasse 30 oder so.
6. Kann mir gerade (18.30) nicht vorstellen, morgen auch nur einen KM zu laufen.
7. Wir werden sehen.

Hoffe, einige von Euch können jetzt wieder schlafen...
Wie gesagt, versuche, später noch ein paar Details abzulassen

Liebe Euch!
aschu

Mittwoch, 8. September 2010

3. Etappe (Schluss mit lustig): Stavenhagen - Pritzwalk 93 km

Die hat mir dann doch die Birne ganz schön leer gemacht (denn mit den Beinen läuft man jetzt nicht mehr). Alle guten Gedanken für den Bericht, die ich mir über den Tag so gemacht hatte, waren spätestens ab km 80 unwiederbringlich weg. Jetzt, beim Fußbad mit Peter Jentschura’s Basen-Salz (von Co-Vegetarier Jürgen Wetzel) in der noch ziemlich leeren Halle kommt mir aber immerhin wieder diese Kreuzung bei km 74 in den Sinn, an der der Teufel den Läufer auf eine wirklich harte Probe stellt: Links geht’s (bergab) nach „Nimmerlang“, 2 km; geradeaus (bergauf) nach Pritzwalk (19 km). Schwere Entscheidung. Aber die orangen Pfeile sprechen leider eine deutliche Sprache (und der Stairway to Heaven wird frei).

Die Strohballen rollen vom wieder sehr frischen Wind getrieben plötzlich über den Stoppelacker auf die 50 Windmühlen am Ende des Feldes zu, steigen zu den Propellern auf und zerstieben in einer gigantischen Strohwolke. Liegt das an der Musik der Zen-Mönche, die mir da irgendwas ins Ohr murmeln, was ich nicht verstehe, dazu aber einen galeeren-artigen Takt auf ihren Trommeln schlagen, der dem Körper den Rhythmus aufzwingt? Auf jeden Fall drehen sich die Mühlen auch in der passenden Geschwindigkeit. Alles ist eins.

Beine bereits am Start nach normalen Umständen nicht einsatzfähig, aber um so was geht es hier ja nicht.
Mais – Mais – Stoppelfeld – Mais – Dorf – Allee (Baumlücke! [Autofahrer-Kreuz])
Dann beginnt die Moränen-Landschaft (schön, aber viele kleine Anstiege, mehrere Hundert Höhenmeter heute).
Der Wind ist heute unser Freund, immer schräg von hinten. Es gibt kleine Staubwirbel / Windhosen auf den Feldern (Ja, Stephi, wenn hier ein Trekker fährt, versinkt der nicht im Schlamm, sondern es staubt !)
Was zwischen km 40 und 60 war (außer Bäume und Leidpfosten), weiß ich nicht mehr.
Bei km 78 stoßen Läufer einer Gruppe aus Pritzwalk zu uns (im Streifenwagen vorgefahren) und begleiten uns bis ins Ziel. In Pritzwalk gibt es den ersten Beifall von Zuschauern, das Ziel ist auf dem Marktplatz und die Märkische Allgemeine ist vor Ort.

Jetzt solltet Ihr auf jeden Fall noch Sanna die Daumen drücken, sie bzw. ihre Füße sahen gestern Abend nicht gut aus. Habe noch keine Info von der Strecke, außer dass sie bei km 40 auf jeden Fall noch unterwegs war.

Wollte auch mal was schreiben über die tollen Helfer hier, aber ich muss jetzt futtern gehen und schlafen.

Und Jana: mir fällt zwar jedesmal ein Stein vom Herzen, wenn ich das Ziel-Banner sehe, aber solche meinst Du ja wohl nicht. Und die Findlinge hier sind zu groß. Ich schaue dann mal auf dem Feldberg-Gipfel (Etappe 17). Ein Grund mehr, durchzuhalten!

Ab morgen starte ich in der 7Uhr-Gruppe (die „Schnelle“), worüber ich nicht besonders glücklich bin, denn man kommt halt eine Stunde später an.

Oh, grade (18.30) kommt Info von der Strecke: Sanna hat noch 15km !
Leute, haltet durch !
Tschau, aschu

Dienstag, 7. September 2010

2. Etappe: Terra Incognita - Stavenhagen 85.9km

Da bin ich wieder (Sanna ist aber auch angekündigt …). Habe meine Startnummer umgedreht und schwups war ich 6. So einfach ist das! (Apropos Ergebnisse: Deutschlandlauf.com ist da noch ein bisschen durcheinander, es ist gestern niemand ausgestiegen. Aber wenn man weiss, dass das Wettkampfbüro auf dem Gepäcklaster ist, kann man das sicher verzeihen).

Sanna’s erste Worte heute morgen: „Ich merke gar nicht, dass ich gestern gelaufen bin.“ Kein Kommentar bzw.: Bei mir war das nicht so... Wir haben ihre Fleischwunde dann doch noch ein bisschen mit Klammerpflaster zusammengezogen, allein wg. der Aerodynamik. War auch gut so, weil der Wind blies heute sehr garstig aus Südost, und das bedeutete: 15km genau ins Gesicht, sonst halt schräg.

Was wollt Ihr hören? Wie langweilig es war? Nee, war es nicht (Ironie!!). Habe sage und schreibe 55km zusammen mit Rüdiger abgespult (und gelabert), und das ist ein mittleres Wunder, denn hier hat jeder nur eine Geschwindigkeit: Seine eigene. So kamen wir fast beim Zählen der Alleebäume und Leitpfosten nicht mit, aber es dürften so ca. 13 Mio. bzw. 8 Milliarden gewesen sein! Man muss sie aber fast alle angucken, denn irgendwo könnte ja wieder ein kleiner oranger Pfeil drauf kleben und das ist unsere Orientierung (klappt super, außer man sieht sie nicht oder quatscht zu viel und sieht nicht mal die Pfosten).

Die Krönung wartete zum Schluss: 24 km schnurgerade Bundesstraße von Demmin nach Stavenhagen. Kein Radweg. Warnwesten an und mutig den LKWs entgegen. Da musste zum ersten Mal Neil Young zur Unterstützung raus, und mein laut mitgebrülltes „Helpless“ wurde millionenfach (vgl. oben) reflektiert (Ihr seht: Adrenalin- und Endorvinspiegel jenseits von Gut und Böse. Is halt so).

Terra Incognita? Nee, Stavenhagen ist natürlich berühmt und auf einigen Landkarten zu finden, aber das waren jetzt meine ersten beiden Ultras in Folge (und damit sind Sanna und ich hier die einzigen …). Also Neuland betreten (wie so oft in den letzten 4 Jahren). Aber morgen heisst der Titel dann anders, obwohl er natürlich auch die nächsten hoffentlich 15 Tage zutreffen würde.

So Leute, mein Kontingent an Steckdosen-Zugriff ist jetzt erst mal erschöpft. Wenn ich an die Elektro-Sicherheitsbeauftragten bei uns im Laden denke („keine 3er-Dosen hintereinander hängen“): Die würden hier sofort vom Herzkasper dahingerafft, denn es gibt pro Turnhalle so 2 Dosen. Aber 40 Leute. Alle MP3. Alle Handy. Alle GPS. Viele Laptop. 2 haben sogar einen Vitamix mit (was is das denn ?). Noch Fragen ?

Gute Nacht (is ja schon halb fünf!)
Aschu

P.S.
Kann nicht garantieren, dass ich das hier ewig durchhalte. Eins fehlt nämlich vor allem: Zeit !

Montag, 6. September 2010

1. Etappe Kap Arkona / Rügen - Stralsund 65.9km

Die gute oder die schlechte Nachricht zuerst ?

Na klar: Die gute !
Es war ein fantastischer Tag, unter diesem skandinavisch anmutenden Spätsommerhimmel bei meistens Rückenwind und häufiger Sicht auf Meer und Bodden die knapp 66km von Kap Arkona zurück nach Stralsund zu laufen. Wo soll ich anfangen? Bei der Musik, die mich fast die gesamte Strecke beflügelte? Dass die Orishas und Ibrahim Ferrer optimal sind, um im 6min/km-Pace die Alleen entlang zu zuckeln? Dass Paul Horn’s Flöte, aufgenommen in den Grabkammern der Großen Pyramiden, congenial mit den Silhouetten der Kirchen von Stralsund hinter den Schilfgürteln des Strela-Sundes harmonierte ? Ich war im FLOW ! Und als ich hörte, dass Sanna (30min vor mir laufend) schwer gestürzt war und eine 5cm lange Schnittwunde über dem linken Knie davontrug, konnte ich derartige Schwingungen aussenden, dass die Beschreibung der Verletzung durch die Stationsposten von „auf jeden Fall nähen“ schnell zu „als das Blut weggewaschen war, sah es gar nicht mehr so schlimm aus“ wurde. Auch der Yorkshire-Terrier, der mich im hübschen Ort Dreschvitz anfiel, hatte keine Chance gegen die Aura, die mich umgab. Er hat also überlebt.

Jetzt die schlechte Nachricht:
Oh! Merke gerade: Es gibt gar keine (mehr) ! Höchstens, dass die Wittower Fähre just bei meinem Ankommen ablegte und ich ca. 15min warten musste (also so ähnlich wie in Hemeln, das Ding)

Für die eher Sport-Interessierten: GPS 65.9km
Sanna 6 gesamt, 1. Frauen, 6h48
Aschu 9 gesamt, 7h09

So, morgen wird es richtig ernst: Nicht nur um 6 loslaufen, sondern vorher alles packen (das konnte ja heute wg. identischem Schlafplatz entfallen). Deshalb is jetzt auch schon Schluss.
Hoffentlich bis morgen abend in ähnlichem Zustand !

Sonntag, 5. September 2010

auf geht's


Wir sind dann wohl soweit:
Alle sind gut angekommen, erstaunlicherweise auch der Astra mit einer Bodenfreiheit, die wir wohl morgen nach km 50 auch nicht wesentlich unterbieten dürften.
Aber dafür gibt’s dann halt alles, was der Darm begehrt und in der Bio-Diaspora des Nordostens (Ausnahmen bestätigen die Regel) nicht so leicht zu bekommen ist.
Morgen dürfen wir noch mal ausschlafen, Wecken ist um 5.00. Per Reisebus geht’s dann zum Kap Arkona, wo der Start um 9.00 sein soll. Nach 66km laufen/gehen/kriechen wir dann wieder hier in unserer Turnhalle ein.

Vielen Dank an alle, die uns noch in mails und Kommentaren alles Gute gewünscht haben. Wir haben alles registriert, können aber ab jetzt wohl nicht mehr alles beantworten. Sehr gerne dürft Ihr weiter mitfiebern und uns auf diese Weise unterstützen.

Samstag, 4. September 2010

Etappe 0

 
... war nicht so schwer, nur 5mal umsteigen, Schmerzen maximal im Sitzfleisch.

Sitze noch mal auf einem gemütlichen Sofa im Bio-Cafe am Bahnhof in Stralsund, bevor es in die karge Turnhalle geht.

Unterwegs ein paar interessante Sachen gelesen / gehört:

Die Baskin Edurne Pasabán, die jetzt als erste Frau alle 14 Achttausender bestiegen hat, sagt:
"Das Projekt hatte keinen Zweck. Es war die Erfüllung eines Traumes. Deshalb war es schön."

Das Buch "Im Lande der Stille" von Mario Mantese fesselt einen ab der ersten Seite. Bereits wenig später liest man:
"Das Wort "unmöglich" gehört zum 'niederen Gesetz', zur Schwerkraft der Einengung und Gefangenschaft. ... Der wahre Mensch ist unbegrenzt."
Vielleicht sollte ich es ab übermorgen in den Rucksack stecken ?

P.S.
Noch mehr Aktuelles, vor allem auch (bewegende) Töne und (bewegte) Bilder, werdet Ihr unter
http://www.sanna.frank-fleuchaus.de/
finden können !

Freitag, 3. September 2010

na also !




Noch Fragen? Sogar Rückenwind !!!

Schwingungen

 
So abgebrüht sind wir dann ja doch noch nicht: Wenn schon nicht die obligatorischen Halsschmerzen kurz vor dem Start, dann doch wenigstens ordentlich grundlose Wadenkrämpfe in der Nacht, gepaart mit wilden Träumen rund um den (noch nie gelaufenen) New York-Marathon. Also alles bestens !

Wenn Ihr erstmal wissen wollt, worum es überhaupt geht, besucht die Deutschlandlauf-Seite

Donnerstag, 2. September 2010

Technik steht !

 
Dies ist der erste Text, der ins Internet gefunkt wurde (alte Knacker wie mich fasziniert so was noch, sorry) !
Sieht also so aus, als ob es wirklich losgehen und die ganze Welt da draußen mit-leiden/-hoffen/-bangen kann !!

P.S.
Mein Platz im Auto auf der Fahrt nach Stralsund am Samstag wurde zwischenzeitlich zu Gunsten einiger zusätzlicher Kisten Futter gestrichen. - Fahre eh lieber Zug !